2. Tag - Von fahrenden Kühlschränken und unbenutzten Gehwegen

   

Donnerstag, 24. Oktober 2002
Letzte Änderung: 17. Oktober 2018

Woran erkennt man das man sich in Amerika befindet? Zum Beispiel an dem unendlich tiefen Rasen in denen der Fuß bis zum Knöchel verschwindet der aber trotzdem wie frisch gemäht aussieht. An den Teppichen die dem Rasen in punkto Tiefe in nichts nachstehen und sich sogar über die gesamten Badezimmer ausweiten, oder an den riesigen Autos die mit einer Kühlschrank ähnlichen Innentemperatur über die Turnpikes cruisen. Es gibt noch mehrere solcher Indizien nehmen wir doch nur einmal die Fußwege. Die einzelnen Nachbarschafts-Gemeinschaften - mit solch klangvollen Namen wie Forest Ridge, Eagles Nest, Apple Creek, Indian Springs oder Kenwood Hills - sind mit einmaligen Fußwegen ausgestattet. Der Fußweg ist, anders als in Deutschland, von der Straße durch einen ca. 1 Meter breiten Grünstreifen getrennt, dann kommt der eigentliche Fußweg an dem sich dann das Grün der einzelnen Grundstücke anschließt. Eigentlich ist sowas ja ein Paradies für Spaziergänger, Fahrradfahrer, Rollratten oder Leute die einfach nur den Hund Gassi führen wollen. Das dumme ist nur - niemand nutzt diese Fußwege. Kein A.... geht dort zu Fuß, warum auch? Erstens gibt es im Umkreis von 1 Meile meistens keinerlei Infrastruktur; Zweitens sind die Fußwege nicht so schön klimatisiert wie die Autos und drittens fährt man sowieso lieber mit dem Auto. Man sagt ja immer das Auto wäre des Deutschen liebstes Kind, aber die Amerikaner sind ohne ihren fahrbaren Untersatz völlig aufgeschmissen. Es ist kein Wunder das man den amerikanischen Jugendlichen unter 16 Jahren immer nachsagt sie würden nur vor der Glotze hängen oder Computerspiele spielen; was sollen sie denn auch anderes tun? Auto fahren dürfen Sie nicht, und zu Fuß kann man nichts als die schönen Häuser der Nachbarschaft begutachten. Der größte Segen für die Kids ist die ganztägige Schule, wie gut das mein Weg zum Supermarkt nur 300m beträgt.

Wir waren übrigens relativ pünktlich um 5.00 Uhr morgens hellwach und konnten nur mit Mühe wieder einschlafen um dann um 9.00 Uhr endgültig den Tag zu beginnen. Es ist schon komisch mit der Zeitverschiebung, der Körper gaukelt uns eine extreme Fitness vor doch der Geist sagt: 'Halts Maul ich will schlafen'! - Eigentlich war dieser Tag als Ruhetag gedacht um sich vollständig auszuschlafen und Extremrelaxing zu betreiben, wir hatten aber andere Pläne. Am Abend zuvor habe ich schon bemerkt das meine schwarze Uniformhose den Weg nach Amerika aus unerfindlichen Gründen nicht mit angetreten hat, und so machten wir uns nach einem ausgedehnten Frühstück und einigen Telefonaten die zur Abstimmung der Tagesplanung dienten, auf den Weg nach Jenks um den lieben Erich abzuholen der schon seit 6.00 Uhr durch Rob's Haus geisterte und nicht wusste was er mit sich anfangen sollte. Jenks liegt ungefähr 2 Km westlich vom Arsch der Welt und der Weg dorthin führt über einige Groschengräber (Zahlstellen für die Turnpikes an denen die Amerikaner ihr Geld zum Fenster rauswerfen) und toten Waschbären in eine schicke aber vom Rest der Welt völlig vernachlässigte Gegend. Die größte Attraktion in Jenks ist neben dem noch nicht fertiggestellten Aquarium, das große Sternenbanner an Rob's Garage und das ist schon mehr als man sich beim Anblick des Ortes vorstellen kann. Nun gut es gibt schon noch einiges mehr in Jenks aber ich bezweifle das in der Ecke in der Ele wohnte die Bürgersteige jemals herunter geklappt wurden. Wie dem auch sei, Erich's Auftritt war standesgemäß und sein Hausschlüssel bestand aus einem elektrischem Garagenöffner. Also legten wir ab um das alte Ehepaar Jörn und Thomas aus der 107ten Strasse abzuholen. Die beiden saßen schon vor dem Hauseingang ihres riesigen Palastes und warteten auf uns. Jetzt kamen uns die Vorteile der amerikanischen Autos zugute, denn wir saßen vorne wie hinten mit jeweils 3 Leuten in Arnolds Oldsmobile und cruisten erstmal zu Kohls, einem Klamottenladen der günstigeren Art.

Nachdem wir uns bei Kohls mit den notwendigen Hosen und sonstigen Accessoires eingedeckt hatten, machten wir uns auf den Weg zum eigentlichen Höhepunkt des Tages: Die 'Woodland Hills Shopping Mall'!!! Ein wahnsinniger Komplex aus Boutiquen, Restaurants, Läden und Kaufhäusern. Man stelle sich die Celler Innenstadt überdacht auf 2 Etagen vor und man kann sich ungefähr ein Bild von der Größe machen, natürlich klimatisiert auf untere Auto- und Kühlschranktemperatur. Am Anfang der Mall steht ein Areal von verschiedenen Restaurants die alle möglichen Arten von Fast Food zum Verkauf anboten. Natürlich mussten wir uns erstmal stärken, und wurden dabei Zeuge einer sich anbahnenden Liebe. Thomas und Mazzio's Pizza trafen sich zum ersten Mal und es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Jörni konnte endlich seinen Burito von Taco Bell in Empfang nehmen, Maren gab sich bewusst amerikanisch und orderte einen Burger. Ich versuchte ein Philly Cheese Steak und Erich hatte irgendwas mit Huhn soweit ich weiss. Alles was im Fast Food Rang und Namen hatte war hier vertreten. Doch so schwer es mir auch fiel diese heilige Stätte der Schnellrestaurants zu verlassen, es half nichts wir mussten uns ja noch den Rest des Konsumtempels ansehen. Ungefähr bei der Hälfte des oberen Stockwerkes trafen wir Andreas Otte samt amerikanischem Fremdenführer. Es ist doch nicht zu fassen, da fliegt man tausende und abertausende von Kilometern durch die Weltgeschichte und wen trifft man in der Woodland Hills Mall in Tulsa, Oklahoma? Andreas Otte aus Waldhof bei Sülze, Niedersachsen. Wir posierten für ein paar Fotos zum Andenken und machten uns nach ein wenig Small Talk wieder auf den Weg um den Rest des Hauses zu erkunden. Wenige Meter weiter, in der Höhe von 'Eskimo Joe´s' trafen wir dann die '4 Crazy Horses' Schnurzel, Holly, Christian und Kai, allesamt mit Eskimo Joe T-Shirts bestückt und wild entschlossen dem Energiebündel Ruth Obermark, ihrer Gastgeberin, bei jeder Schandtat zur Seite zu stehen. Nach noch kürzerem Small Talk und ohne ein Foto zum Andenken schauten wir uns noch den Rest der Shopping-Arkaden an. Im unteren Teil fand Erich dann eine passende Hose zu seinem Auto welche er dann trotz zahlreicher Belehrungsversuche aus allen Richtungen für gut erklärte und mitnahm. Wenige Geschäfte später wollte er dann noch in einem Baseballkappen-Fachgeschäft die passende Mütze dazu erwerben, und zwar keine Baseballkappe sondern eine von diesen hippen Stoffmützen die Skater und Snowboarder so tragen. Doch zum Glück hörte er diesmal auf den Rat seiner Begleiter und verzichtete auf die Mütze um sich nicht vollends der Lächerlichkeit Preis zu geben.

Am Abend waren wir doch recht geschafft und lieferten uns, in der Hoffnung auf gute Unterhaltung, vollends dem amerikanischen Fernsehen aus. Es ist schon hart wenn die übergänge zwischen Film und Werbung verschwinden. Jahrelang habe ich mich über die Unterschiede zwischen den Lautstärken bei Film und Werbung in Deutschland aufgeregt, nun konnte ich sehen was passiert wenn diese Grenzen nicht mehr existent sind. Ich saß da und wunderte mich über halbnackte Damen die die Vorzüge eines Autos in einem Krankenhaus anpriesen in dem eben noch der Chefarzt eine schwierige Gehirntransplatation durchführte. Erst als ein italienisch anmutender Herr sein Gebiss in einer saftigen Pizza von Mazzio vergrub begriff ich das wir uns längst in der Werbepause befanden. Die übergänge zwischen Werbung und Film sind so abrupt das der Film als reines Beiwerk erscheint, jetzt mag man sagen - 'Ist in Deutschland doch genauso' - aber weit gefehlt, wir haben das Glück das die Programmchefs nach der Werbung immer nochmal eine Filmvorschau und ein freundliches 'Jetzt gehts weiter mit Bitschlosser Frühlingspils' einstreuen außerdem ist die Anzahl der Werbeunterbrechungen in den USA um ein unerträgliches Maß höher als bei uns. Als ich dann endlich zwischen Film und Werbung unterscheiden konnte kamen die Nachrichten, na dann wollen wir doch mal sehen was in der Welt so los ist. Mit Erstaunen musste ich feststellen das Deutschland gar nicht existiert, kein Wort über das angeschlagene deutsch-amerikanische Verhältnis. Auch andere Länder wie Groß Britannien, Frankreich, Italien oder Spanien schienen aus den Atlanten gestrichen worden zu sein. Von 9 Berichten befassten sich alle 9 mit Themen aus den USA und die Kurznachrichten ebenfalls. Ich dachte mir, na gut ist ein regionaler Sender was interessiert die denn schon die Welt, also schaute ich mir etwas später eine Sendung die sich 'The World today' oder so ähnlich schimpfte. Alle Berichte befassten sich mit amerikanischen Themen, allerdings wurde zu meinem Glück in den Kurznachrichten erwähnt das England noch existiert, ich hätte sonst gedacht Europa wäre irgendwie untergegangen. Mit der überaus erfreulichen Erkenntnis das die Welt nicht nur noch aus Amerika besteht gingen wir dann zu Bett, und nächstes Mal erfahrt ihr dann alles über unser erstes Konzert und was es mit einem 'Potluck-Picnic' so auf sich hat. Bye Bye

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